Wenn wir von Airthings über Radon sprechen, denken wir aus Sicht der Partikel. Wir reden oft über Alpha-Partikel, die aus dem Abbau von Uran stammen – jedoch gibt es noch andere Aspekte in Bezug auf Radon zu berücksichtigen und viele verschiedene Möglichkeiten, wie wir Strahlung ausgesetzt sind. Die Art und Weise, wie diese Alpha-Partikel Krebs verursachen können, haben wir bisher beispielsweise noch nicht beleuchtet. Warum das so ist? Unsere Gründer sind nun mal Teilchenphysiker und keine Biologen.
Deshalb haben wir uns sehr darüber gefreut, Dr. Goodarzi, Ph.D., in unserer Zentrale in Oslo zu empfangen. Er erforscht die genetische Anfälligkeit von Patienten für Strahlung und wie eine Radonbelastung zu DNA-Schäden führt, die anschließend Krebs verursachen. Er weist darauf hin, dass auch andere Faktoren beeinflussen, ob jemand tatsächlich Lungenkrebs bekommt oder nicht. So weisen Menschen eine unterschiedliche Anfälligkeit auf, Krebs durch die Einwirkung von Radon und Strahlung zu bekommen. Durch seine Forschung hofft er, diese Anfälligkeit bestimmen und somit mögliche Patienten vorab ermitteln zu können. Im Moment ist das nicht möglich.
Radon und unsere Biologie
Die Erkenntnisse des Wissenschaftlers sind besonders wertvoll, da er sich Radon aus biologischer Sicht nähert. Dr. Goodarzi promovierte im Jahr 2005 an der University of Calgary und dozierte als Postdoktorand an der University of Sussex, bevor er sich speziell mit Radon beschäftigte.
Wir waren sehr gespannt auf seinen Besuch und seinen Vortrag über Radon und DNA. Jetzt möchten wir das Gelernte mit Ihnen teilen. Gleich zu Beginn stellt sich die Frage, welcher Art von Strahlung wir regelmäßig ausgesetzt sind. In Krankenhäusern nutzen Ärzte oft gezielte Strahlenquellen, zum Beispiel Röntgenaufnahmen oder Strahlentherapie. Es gibt jedoch eine andere Form der Strahlung, die oft vergessen oder missverstanden wird: Das radioaktive Gas Radon befindet sich in der Luft um uns herum, oft ungemessen und ungeprüft. Zudem sind nicht alle Strahlungen gleich. Die zwei Haupttypen sind Alpha- und Gammastrahlung.
Dr. Goodarzi hat einen sehr anschaulichen Vergleich gezogen: Gammastrahlen, wie bei zahnärztlichen Röntgenaufnahmen, hinterlassen in der DNA Spuren wie ein Nadelstich. Dagegen gleicht die Wirkung von Alphastrahlung, wie sie bei Radon vorzufinden ist, eher einer Kanonenkugel. Kritisch wird es, wenn Menschen zu Hause, wo sie viel Zeit verbringen, Radon ausgesetzt sind. In diesem Fall sind sie Radon dauerhaft ausgesetzt, weil sie es Tag für Tag einatmen. Entsprechend länger dauert es, bis sich der Körper von den Schäden erholt.
Die menschliche DNA ist als Doppelstrang mit 23 Chromosomenpaaren aufgebaut. Strahlenbelastung kann zu Brüchen in unserem DNA-Doppelstrang führen. Dr. Goodarzi erklärte, dass nicht alle Strahlungen gleichermaßen stark sind. Auf der Strahlungsskala zeigt ein Röntgenbild von einem Zahn eine Dosis von 0,01. „So erhöht sich das Risiko für Krebs um 0,01“, fügte er hinzu. Das ist relativ gering.
Radon dagegen liegt am anderen Ende dieser Skala und ist damit mit einem weitaus höheren Risiko verbunden. Hinzu kommt, dass keine medizinische Notwendigkeit vorliegt, sich Radon auszusetzen und die Exposition nicht punktuell ist wie bei einer Röntgenaufnahme. Der menschliche Körper kann sich häufig selbst heilen und DNA-Schäden reparieren. Nicht jedoch bei zu hoher Strahlenbelastung. Dann können Chromosomen zerstört werden. „Unser Körper und unsere Lungen können sich nach einer Belastung regenerieren, solange man nicht ständig hohen Radonwerten ausgesetzt ist. Andernfalls ist es so, als versuche man ein Auto während der Fahrt zu reparieren“, so Dr. Goodarzi.
Dr. Goodarzi erklärte auch, dass jüngere Menschen, insbesondere Kinder, stärker anfällig für DNA-Schäden durch Radon sind. „Alle Kinder sind strahlungsempfindlich, weil sie sich noch in der Entwicklung befinden“, so der Experte. Gewebe von Kindern wächst, ihre DNA wird mit einer höheren Rate repliziert und sie atmen schneller und somit mehr Radon ein. Daher empfiehlt er für einen Haushalt mit Kindern Radonwerte unter 100 Bq/m³ (2,7pCi) und ergänzt: „Als Gesellschaft waren wir noch nie mehr Quellen ionisierender Strahlung ausgesetzt als heute. Radon im Haushalt bleibt die größte Expositionsquelle.“ Deshalb widmet er seine Zeit und Forschung der Aufklärung der Bevölkerung über die Gefahr durch Radon, um sie so davor zu schützen.
Künftige Forschung
Strahlung in der Popkultur zeichnet sich darin aus, Superkräfte zu verleihen. Obwohl sie in der Realität tatsächlich auch DNA-Mutationen erzeugt, sind diese keineswegs positiv zu sehen, da sie Krebs verursachen. Die Aufklärung über die Auswirkungen von Radon ist entscheidend und die engagierte Forschung von Dr. Goodarzi ist von zentraler Bedeutung.
Sein besonderes Interesse gilt der genetischen Anfälligkeit von Menschen gegenüber Strahlung. Unterscheidet sich diese von Mensch zu Mensch? Sollte die Höhe der Strahlenbelastung an die Anfälligkeit des jeweiligen Patienten angepasst werden? Dr. Goodarzi hat erste Indizien entdeckt und sich zum Ziel gesetzt, diese zu beweisen.
Dr. Aaron Goodarzi
Dr. Aaron Goodarzi ist Canada Research Chair for Radiation Exposure Disease und leitet ein eigenes Labor an der School of Medicine der University of Calgary. Für seine Arbeit im Bereich Radon-induzierter Krebs erhielt er im Jahr 2016 für seine Wissensvermittlung und Innovation die Auszeichnung „Peak Scholar“ („Spitzenforschung“) von der University of Calgary. Er ist Mitbegründer von Evict Radon, einem nationalen Verband von Wissenschaftlern, der sich für die Radonforschung einsetzt. Seine Forschung wird von Health Canada finanziert und zielt darauf ab, Radon als zukünftige Quelle von Lungenkrebs zu eliminieren.
Mehr über Dr. Goodarzi und seine Arbeit finden Sie unter:
Quellen
- Vortrag von Dr. Goodarzi bei Airthings am 8. April 2019.
- Evict radon